Auch sanfte Gipfel bergen Abenteuer

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18. April 2017

Der Natur auf der Spur. In den urigen Feriendörfern Kirchleitn im Kärntner St. Oswald können sich Kinder und Eltern zum Ranger ausbilden lassen.

Von Georg Lux*

Die Musik beim Frühstück düdelt in der Lautstärke fürs Unterbewusste. Sie ist so leise, dass man sie nur wahrnimmt, wenn sie stört oder besonders gut passt. Hier passt’s. „Country Roads“ von John Denver. Wir sind zwar nicht im Wilden Westen, haben es aber ganz schön urig. Die Feriendörfer Kirchleitn im Kärntner St. Oswald sind kein „klassisches“ Urlaubsresort. Die Appartements der Anlage befinden sich in 44 Bauernhäusern, die man aus dem bis zu 400 Jahre alten Holz verlassener Höfe aus der Umgebung errichtet hat. Komfort mit Tradition.

Unsere elfjährige Tochter Lucia macht die zweitägige Ranger-Ausbildung. Das beliebteste Kinderprogramm in den Feriendörfern wird von Mitte Juli bis Anfang September für „hippe Kids ab acht “ und – wenn das die Kinder überhaupt so wollen – „coole Eltern“ angeboten. Markus Böheim, echter Ranger im Biosphärenpark Nockberge, führt unsere Gruppe mit sonorer Stimme durch sein Reich. Wir lernen das Einmaleins des Verhaltens am Berg, schnuppern an Alpenblumen und raten um die Wette, warum die Nockberge so heißen. Sie haben ihren Namen von der sanften, runden Form der im Schnitt um die 2200 Meter hohen Gipfel, genannt „Nocken“.

Heimlicher Star: der Föhn

Nach einer Schnitzeljagd mit GPS-Geräten geht es zur Hütte, in der wir im Heu übernachten sollen. Die Natur macht uns mit einem Gewitter allerdings einen Strich durch die Rechnung. Rückzug ins Feriendorf. Der Regen, der uns erwischt hat, sorgt für den Ritterschlag des Föhns im Badezimmer unseres Appartements, formuliert von einer triumphierenden Lucia: „Ich hab meine Socken komplett trocken geföhnt!“

Beim Abendessen erfahren wir den Grund für die im touristischen Vergleich gewaltige Leistungsstärke des Geräts. „Meine Frau hat sich auf Reisen immer über die schwachen Föhne in Hotels geärgert und unsere Geräte deshalb persönlich ausgesucht“, sagt Feriendorf-Betreiber Wolfgang Schneeweiß. Ihm bleibt heute mehr Zeit, um mit den Gästen zu plaudern. Das Buffet „bespielen“ Bauern aus der Umgebung mit ihren Produkten, es gibt sogar eine Kärntner Kirchtagssuppe. Ein Mal pro Woche übernehmen in Kirchleitn die Nachbarn die Küche – auch das ist hier einzigartig.

Volles Programm in der Natur

Am nächsten Tag kehren wir zurück in die Natur, auf die „Country Roads“. Es scheint wieder die Sonne. Wir füttern Kühe, die Kinder basteln Wasserräder, die Eltern bekommen eine Führung durch einen 400 Jahre alten Stadel. Am Ende sind alle „hippen Kids“ stolze Ranger, ausgezeichnet mit Zertifikat und T-Shirt. Die „Ausbildung“ gibt’s – mit anderen Programmpunkten – auch für Erwachsene allein. Wir überlegen es uns ernsthaft. Mit unserem Informationsvorsprung wäre das keine „Country Road“ mehr, sondern „a g’mahte Wiesn“.

Das Ranger-Programm wird von Mitte Juli bis Anfang September angeboten. Die Feriendörfer Kirchleitn bestehen aus zwei Anlagen: Dorf „KleinWild“ (4 Sterne, Appartements mit Hotelleistungen, ideal für Familien mit Kindern bis 12) und Dorf „GroßWild“ (3 Sterne, Appartements wahlweise mit Halbpension oder Selbstverpflegung).

* Der Journalist und Autor Georg Lux schreibt seit 2007 über das Leben mit seiner Tochter Lucia (geboren 2005). Seine Kolumnen und Blogs sind u. a. in der WOCHE Kärnten, auf www.typischich.at und auf www.wiener-online.at erschienen. Dieser Text entstand für die Kleine Zeitung, wo er im April 2017 „erstveröffentlicht“ wurde.

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