History-Serie: Schifffahrt am Wörthersee (Teil 1)

Gepostet von
18. Januar 2016

Auf Facebook kennt man ihn unter dem Namen „Jonny Carinthia“, auf unserem Wörthersee-Blog eröffnet er mit diesem Bericht eine geschichtliche Serie rund um den Wörthersee.

Teil 1: Die Schifffahrt am Wörthersee

VON JOHANNES LEBITSCH

Wenn man heute mit einem der Ausflugsschiffe über den Wörthersee gleitet und die Landschaft und die Natur genießt, dann ist es nur schwer vorstellbar, dass unsere Ahnen im See oft nur eine Lebensgrundlage, einen Verkehrsweg oder Naturgewalt sahen und keine Sekunde daran dachten, sich an, in oder auf ihm zu erholen. Auch die Schifffahrt – zu deren fixer Bestandteil über viele Jahrhunderte die Befahrung des Lendkanals zählte – diente zuerst völlig anderen Zwecken. Davon erzählen ab sofort die „History-Beiträge“ hier in diesem Blog.

Der Einbaum.

Der Einbaum bei seiner Bergung am Ufer von Maria Wörth.

Die graue Vorzeit des Wörthersees liegt, was den Schiffsverkehr betrifft, im Dunkeln. Zwar konnte erst 2007 in der Nähe von Pritschitz ein ca. 1.000 Jahre alter Einbaum aus dem Wasser geborgen und konserviert werden, weitere Aufschlüsse über die Lebensgewohnheiten der Menschen am See harren aber noch ihrer wissenschaftlichen Aufarbeitung.

Eine erste denkwürdige Erwähnung des Wörthersees findet sich in der Chronik des Stiftes Viktring um 1240. Zu dieser Zeit erwog Herzog Bernhard von Spanheim erstmals, die Stadt Klagenfurt mit dem Wörthersee durch einen schiffbaren Kanal zu verbinden. Daraus kann man schließen, dass der Wasserweg für den Handel mit Oberkärnten und Oberitalien damals schon wichtig war. Diesem frühen Kanalprojekt des Herzogs war aber kein Erfolg beschieden. Der Abt des Stiftes Viktring erschien nämlich „in vollem bischöflichen Ornate“ beim Herzog und drohte ihm alle Verdammnisse der Hölle an, sollte er in die göttliche Schöpfung eingreifen und einen nicht gottgewollten „künstlichen“ Fluß anlegen. Der Herzog verzichtete als guter Christ; und der Abt von Viktring, dessen Stift weite Teile der Klagenfurter Ostbucht gehörten, hatte seinen Einfluß und seine Einnahmen aus dem Warenhandel am See gewahrt …

Es sollte also noch weitere rund 300 Jahre dauern, bis die Idee, die Stadt Klagenfurt durch einen Kanal mit dem Wörthersee zu verbinden, Realitiät wurde. Auslöser waren die großen Schadfeuer, welche die Stadt Klagenfurt immer wieder heimsuchten und die – mangels Löschwasser – immer verheerend für die Stadt waren. Also begannen 1527 die Grabungsarbeiten für den Kanal. Um die Zeit zu vergegenwärtigen: 1527 regierte in Großbritannien Heinrich der VIII. und Wien litt unter der ersten Türkenbelagerung! Eintausend böhmische Arbeiter unter der Anleitung von zwei „Meistern“ machten sich daran, den allerersten Binnenkanal auf europäischem Festland zu bauen. 4,5 km lang sollte er werden und die Stadtgräben mit Wasser versorgen. Bezeichnenderweise war dieser erste Kanal nicht schiffbar; erst 1558 konnten Schiffe vom Wörthersee bis in die Stadt fahren.

Am Lendkanal.

Am Lendkanal, die „Steinerne Brücke“, Blickrichtung zum Wörthersee

Die bei der Eröffnung um 1535 einzige vorhandene Brücke über den Kanal war die „Steinerne Brücke“, die auch heute noch besteht und damit die älteste erhaltene Straßenbrücke Europas, wenn nicht der Welt ist. Sie ist um 53 Jahre älter als die Rialtobrücke in Venedig und musste erst zweimal adaptiert werden, um den steigenden Gewichten der Fahrzeuge, die über sie hinwegrollen, Rechnung zu tragen.

Die nächsten 300 Jahre wurden der Lendkanal und der Wörthersee mit Segelschiffen und Ruderbooten befahren. Hatte man zuerst nur venezianischen Gondolieri die Fahrt am Kanal erlaubt (die Obrigkeit hielt einheimische Fischer und Bootsleute für unfähig, einen Kanal zu befahren), änderte sich das bald und Waren aller Art kamen über den See in die Stadt. Im Lendkanal musste oft auf Pferdekraft zurückgegriffen werden (Teile der Treidelwege existieren bis zum heutigen Tag) und die Maut- und Zollgebühren wurden eine nicht unwesentliche Einnahmequelle für die Stadt. Der Lendhafen (Lend = lente = Landungs- oder Handelsplatz) wurde ein wichtiges Warenumschlagzentrum, dessen Bedeutung mit den Jahren immer mehr steigen sollte.

15061853wienerzeitung

Wir schreiben das Jahr 1853, als die „Wiener Zeitung“ am 15. Juni eine Sensationsnachricht der „Klagenfurter Zeitung“ nachdruckte: der Lendkanal und der Wörthersee sollten ab Herbst mit einem Dampfschiff befahren werden. Moderne Technik in Form eines Schaufelraddampfers mit dem Namen „Maria Wörth“ sollte den Waren- und Personenverkehr zwischen Klagenfurt und Villach revolutionieren …….

(wird fortgesetzt)

Linktipps: Lendkanal-Schifffahrt und Schraubendampfschiff  Thalia auf Facebook.