Luxushotels setzen auf Stühle aus der Fragant

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16. May 2014

Von Schulmöbeln zu Designerstühlen: Seit fast 80 Jahren werden in der Glockner Sesselfabrik Stühle aus Massivholz gefertigt. Trotz hoher Lohnnebenkosten und Konkurrenz wird am Standort im Kärntner Mölltal festgehalten.

Für manche ist ein Stuhl einfach ein Stuhl. Für Werner Huber ist es viel mehr. Seit drei Generationen wird in seiner Familie an perfekten Sitzgelegenheiten gearbeitet – heute gibt es mehr als 1500 verschiedene Varianten im Programm. Dazu kommen noch unzählige Spezialanfertigungen wie die Designerstühle mit dem Namen „Watzmänner“. Diese wurden gemeinsam mit einem Architektenteam entwickelt.

Angefangen hat aber alles mit einem Sägewerk. „Nach dem Krieg ist mein Opa mit dem Bau von Schulmöbeln groß geworden“, erzählt Werner Huber. Sein Vater Siegfried Huber trug dann maßgeblich zum Wachsen der Firma bei. Zu Spitzenzeiten waren über 80 Mitarbeiter beschä igt. Aktuell sind es in Österreich 18, in Italien rund 40. Huber braucht beide Standorte, um wirtschaftlich produzieren zu können. Die großen Mengen werden in Italien gefertigt, die Designerstühle und Kleinserien in Flattach. Obwohl Konkurrenz, Preisdruck und Lohnnebenkosten sehr hoch sind, will Huber die Produktion in Kärnten halten. „Hier fertigen wir die viereckigen Eier, also spezielle Stühle. Das wäre ohne hoch professionelle Mitarbeiter nicht möglich“, sagt Huber. Dazu kommen die Flexibilität und die Entscheidungsfreude des Familienbetriebes: Innerhalb weniger Wochen können ein paar hundert Stühle produziert werden, wie für das Wiener Hotel Hyatt. Die gesamte Bestuhlung für den Ballraum wurde in Kärnten gefertigt. Zum einen ist das Unternehmen ein Zulieferer für die möbelerzeugende Industrie wie Anrei, Team7, Forcher, Voglauer oder Schösswender.

Zum anderen hat sich Huber als Komplettausstatter für Hotels einen Namen gemacht. Das Holz stammt überwiegend aus heimischen Wäldern und wird vor der Verarbeitung in einer werkeigenen Anlage getrocknet. Lärchen-, Fichten- oder Zirbenholz werden direkt im Tal eingekauft. Huber nutzt die Ressourcen in der Region, um die Wertschöpfung vor Ort zu halten. „Unser Vorteil ist, dass wir sehr viel abdecken können“, verrät Huber. So werden im Betrieb alle Hölzer bearbeitet. „Wir sind mit der Au ragslage recht zufrieden und entwickeln uns stetig weiter“, berichtet Huber. Momentan tü elt er an einem Au rag für Russland. Aber als Unternehmer müsse man sich immer mehr anstrengen. „Ich verspreche nichts, was ich nicht halten kann. Wenn ich sage, so ist es, dann wird hinter den Kulissen alles in Bewegung gesetzt, um den Kundenwunsch zu erfüllen.“ Die Termintreue und Verlässlichkeit haben ihm international einen guten Ruf eingebracht. Mittlerweile werden die Glockner-Sessel in die ganze Welt geliefert. Die Exportquote liegt derzeit bei 35 Prozent. Diese soll in Zukunft noch weiter steigen. Ziel sei jedoch nicht auf Biegen und Brechen mehr Umsatz.

„Umsatz ist kein Parameter, unterm Strich muss etwas bleiben, um den Standort abzusichern. Wenn mehr Gewinn bleibt, kann ich meinen Mitarbeitern mehr zahlen und mich verstärkt sozial engagieren“, sagt Huber. Die Rahmenbedingungen seien aber dafür in Österreich nicht einfach – trotzdem will er bleiben. Seine Frau Ingrid Huber hilft im Betrieb und kümmert sich um die Buchhaltung. Der Älteste ihrer vier Kinder lernt gerade Tischler in einem anderen Unternehmen. Ob eines der Kinder in den elterlichen Betrieb einsteigen wird, steht noch nicht fest. „Es ist kein Muss und ich überlege mir sogar, ob sich das meine Kinder überhaupt antun sollen“, sagt Huber. Er findet, sie sollten lieber viele Sprachen lernen. „Damit können sie sich später weltweit eine Arbeit suchen.“ Er selbst half bereits als Kind im Familienbetrieb und stieg 1989 freiwillig ins Unternehmen ein. Huber: „Ich will meinen Betrieb auch für unsere Mitarbeiter weiterführen, denn es gibt im Tal nicht so viele Arbeitgeber.“

Interview mit Firmeninhaber Werner Huber

  • Welche Stärken hat ein Familienbetrieb wie Ihrer?

Werner Huber: Ein großer Vorteil ist die Ansammlung und die Weitergabe von Wissen im Familienverband – und das über Jahrzehnte hinweg. Das kann einem keiner so schnell nachmachen. Außerdem zählt der Zusammenhalt in der Familie. Entscheidungen können sofort getroffen werden. Vor allem im Außendienst ist diese Flexibilität entscheidend. Während andere noch planen, können wir schon loslegen. Was macht einen erfolgreichen Unternehmer aus? Leben und leben lassen. Mir sind Handschlagqualität, Ehrlichkeit sowie Verlässlichkeit wichtig. Unternehmen, Lieferanten, Mitarbeiter und auch Kunden müssen wie ein Zahnrad in einander greifen. Klemmt es bei einem Rädchen, steht das Ganze.

  • Worüber ärgern Sie sich als Unternehmer?

Überall sinkt die Motivation der Unternehmer, weil sich die Arbeit fast nicht mehr lohnt. Bürokratie und Belastungen sind enorm gestiegen, die Fleißigen werden bestraft . Das trifft vor allem die Klein- und Mittelbetriebe. Wir haben keine Lobby und fühlen uns nicht ausreichend vertreten.

  • In meinem nächsten Unternehmerleben würde ich …

… vielleicht auswandern und ein Unternehmen in Norwegen, Australien oder Amerika aufbauen, weil es dort wirtschaftlich interessant ist. Unser Handwerk ist in anderen Ländern sehr gefragt. Einsatzfreude wird dort noch belohnt, Fleiß zahlt sich aus. Bei uns leider nicht mehr.

Daten & Fakten

  • 1935 gündete Vinzenz Patschg in Flattach ein Sägewerk und begann mit seinem Schwiegersohn Siegfried Huber mit der Produktion von Schulmöbeln.
  • Seit 2004 wird der Betrieb vom Enkel des Firmengründers, Werner Huber, in dritter Generation geführt.
  • In Österreich beschäftigt der Betrieb 18 Mitarbeiter, rund 40 sind in der Produktion in Italien angestellt.
  • Der Betrieb hat zwei Standbeine: Zum einen als Zulieferer für die möbelerzeugende Industrie, zum anderen als Hotel-Komplettausstatter.
  • Die Produktpalette umfasst mittlerweile rund 1500 Artikel – angefangen von Stühlen über Gartenmöbel bis hin zu Gästezimmern.
  • Erst vor Kurzem stattete die Glockner Sesselfabrik das Hotel Kempinski in Wien aus. In Rumänien wickelte der Betrieb die Generalausstattung für ein Hilton-Hotel mit einem Auftragswert von 3,8 Millionen Euro ab.
  • Auch in SaudiArabien und Jordanien sitzen die Gäste auf Stühlen aus dem Mölltal.

Glockner Sesselfabrik
Außerfragant 43
9831 Flattach
Telefon: +43 47 85 400
http://www.stuehle.cc