Die Fernbedienung ist der Eintritt in seine Welt

Gepostet von
20. August 2014

Er hat sie alle: Bambi, Romy, Emmy. Die Rede ist nicht von Richard Lugner, sondern von Klaus Graf – international erfolgreicher Filmproduzent aus Klagenfurt. Ein bewegter Karriereweg liegt hinter ihm: Vom WIFI über die Casinos Austria in die Filmbranche.

82 Stufen sind es bis in den dritten Stock des geschichtsträchtigen Hauses am Alten Platz. Treppe für Treppe, Schritt für Schritt bis zum Ziel. Und das ist wie ein Ausflug in andere Welten: eine Arztpraxis am Wörthersee, ein Mann mit einem Fagott, eine sizilianische Liebesgeschichte, ein russisches Roulette-Casino. Fernseher ein, Filmwelt an. Es ist die Welt von Klaus Graf, Filmproduzent, Emmy Preisträger und Kärntner aus Überzeugung. Wie die Treppe in das neue Büro, in das Graf mit seinen Mitarbeiterinnen dieses Jahr zog, so hat er seine berufliche Laufbahn auch etappenweise erlebt.

Zehn Jahre lang war er für das WIFI tätig, leitete das Referat für berufliche Erwachsenenbildung. Nächste Stufe, neues Spiel: Sein darauffolgender Karrierehalt waren die Casinos Austria. Als Veranstaltungsmanager setzt er die neue „Erlebensphilosophie“ der Casinos um: „Mit 32 Jahren war ich der jüngste Hauptabteilungsleiter, das war schon eine große Herausforderung“, erinnert er sich daran.

Nächste Stufe auf der Karrieretreppe

Nicht nur die Casinogäste sollten aber bald ein besonderes Erlebnis haben – auch Graf selbst machte eine lebensverändernde Bekanntschaft: Carl Spiehs – seines Zeichens Filmproduzent mit einer Vorliebe für den Wörthersee. Bei der Zusammenarbeit für Filmprojekte rund um den See entdeckte Graf seine Leidenschaft für den Film. Eine sieben Jahre lange Tätigkeit für die Lisa Film von Spiehs folgte. 2001 wagte Klaus Graf den Schritt in die Selbstständigkeit. Von einem Gefühl, jetzt auch alles alleine auf die Beine stellen zu können, spricht er.

Eine weitere Stufe aufsteigen zu können: „Unternehmersein ist das Höchste, was man erreichen kann.“ Von seinen beruflichen Höhenflügen entspannt er sich am liebsten in seiner Heimat. Er hat den Wörthersee als Lebensmittelpunkt und Firmenstandort gewählt. Obwohl die Rahmenbedingungen hier nicht ideal sind und Klagenfurt nicht gerade das Zentrum der deutschsprachigen Filmwelt ist, gibt es für Klaus Graf keinen schöneren Platz zum Leben: „Diesen Luxus leiste ich mir“, manifestiert der „Kärntner aus Leib und Seele“.

Die ganze Welt kann sein Arbeitsplatz sein

Viel Zeit verbringt Graf aber auch auf den Filmsets. Reisen, die ihn im Laufe seiner Karriere etwa nach Moskau, Mexiko, Island, Italien, in die Karibik oder nach Kroatien brachten. Eines ist an allen Drehorten aber gleich – es gibt immer Risiken, die man nicht kalkulieren kann, das macht seinen Job schwierig. Man müsse Entscheidungen treffen, die schnell viel Geld kosten können.

Klaus Graf erinnert sich an ein Beispiel: „Für den Kärnten-Tatort drehten wir eine Szene am Malta Stausee. Letztendlich hatten wir so viel Nebel, dass man die Hand vor dem Gesicht nicht sah. Nach stundenlangem Abwarten musste ich alle unverrichteter Dinge, aber mit voller Bezahlung heimschicken.“

Umso mehr freut sich Graf dann über jede fertiggestellte Produktion: „Wenn beim ersten Mal vor Livepublikum der Film gezeigt wird und man dann im Vorspann ,Graf Filmproduktion‘ lesen kann, dann ist das jedes Mal wieder ein tolles Gefühl.“ Es sei ein großes Geschenk, ein Privileg, dass sein Job mit sich bringe: Menschen durch seine Filme eineinhalb Stunden Spannung, Emotionen, Tränen oder Lachen zu bescheren.

Das Wunder von Kärnten

Berührt hat der Filmemacher die Zuseher auch mit seinem Drama „Das Wunder von Kärnten“, der Geschichte rund um die 30-stündige Rettungsaktion eines fast ertrunkenen kleinen Mädchens im LKH Klagenfurt. Der Film wurde mit dem „International Emmy“ in New York ausgezeichnet.

Mit diesen hohen Ehren hatte Graf nie gerechnet, umso mehr freute er sich mit dem gesamten Projekt Team des Films über diesen internationalen Preis. Er alleine könne nicht erfolgreich sein, es braucht immer ein gutes Team von bis zu 200 Menschen und den Schauspielerinnen und Schauspielern, bis ein „Werk“ vollbracht wird.

Bambi, Romy, Emmy – ob er nach all den Auszeichnungen das Gefühl habe, es „geschafft“ zu haben? „Nein“, Grafs klare Antwort. Das könne man aber auch nie haben, und das wolle er gar nicht. „Ich habe noch so viele Ideen, zahlreiche Projekte schwirren in meinem Kopf.“ Derzeit dreht er im Burgenland, ab August in Hüttenberg einen Krimi, im Herbst Produktionen am Bodensee und in Zürich. „Es gibt also zu tun“, sagt Graf, verabschiedet sich und steigt die 82 Stufen abwärts. Hinaus vom Büro, hinein in das aufregende Leben des aktuellen Filmsets.

Interview mit Filmproduzent Klaus Graf

  • Was macht Unternehmertum aus?

Klaus Graf: Man muss Verantwortung übernehmen und Entscheidungen treffen. Für sich, seine Mitarbeiter, finanziell – diese Aufgabe muss man bereit sein anzunehmen.

Worin liegt die Herausforderung in der unternehmerischen Arbeit? Die eigene Gestaltungsmöglichkeit und die Flexibilität, sich seine Dienstzeiten selbst einteilen zu können. Gleichzeitig ergibt das aber auch ein inneres Spiel, einen schmalen Grat zwischen Pflichtbewusstsein und auch einmal kurz Zeit für sich selbst oder die Familie zu nehmen.

  • Wie sehen Sie die Entwicklung Ihrer Branche in Kärnten?

Die Filmförderung war mir ein großes Anliegen, 2015 wird sie endlich Realität. Kärnten hat eine lange Tradition in der Filmwirtschaft. Filme zu drehen bringt großen wirtschaftlichen Rückfluss in das Land, das hilft vielen der 180 Mitgliedsbetriebe der Film- und Musikindustrie und der gesamten Kärntner Wirtschaft.

  • Für welche Werte hat ein Unternehmen zu stehen?

In meinem Fall sind es Kreativität und ein motiviertes Team, das ständig Entwicklung zulässt. Ich ziehe meinen Hut vor jedem Unternehmer, der bereit ist, das Risiko einzugehen und Verantwortung für die Gesellschaft und seine Mitarbeiter übernimmt. Eines braucht man aber immer auch dazu: eine Portion Glück.

Daten und Fakten

  • 2001 gründete Klaus Graf das Unternehmen „Graf Filmproduktion“ mit Sitz am Klagenfurter Südring.
  • 2014 verlegte er den Bürostandort ins Zentrum an den Alten Platz.
  • Bei Produktionsspitzen hat Graf bis zu 200 internationale Mitarbeiter beschäftigt.
  • Über vierzig Filme hat Graf bereits gedreht, elf davon in Kärnten.
  • Die finanziell größte Produktion war „Der Mann mit dem Fagott“ – ein Zweiteiler, den er mit Ziegler Film um elf Millionen Euro produzierte.
  • Für das Drama „Das Wunder von Kärnten“ erhielt Graf den Emmy in der Kategorie „TV Movie/Miniseries“.
  • Klaus Graf ist WK-Fachvertreter der Kärntner Film- und Musikindustrie.


Infos:
Graf Filmproduktion GmbH

Alter Platz 28
9020 Klagenfurt am Wörthersee
ÖSTERREICH
T +43 (0) 463 – 329 929
F +43 (0) 463 – 329 929 – 40
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