Gemischtwarenhandlung Hradetzky eröffnet in der Badgasse 5

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13. November 2013

Am Dienstag, den 19. November 2013 um 16 Uhr ist es soweit. Das Haus öffnet nach langen Jahren des Schlafs wieder offiziell seine Pforten für die Öffentlichkeit.

"Neuzugang" in der Badgasse in Klagenfurt.

„Neuzugang“ in der Badgasse in Klagenfurt.

Im Zuge der Revitalisierung des Erdgeschosses wird das straßenseitig gelegene Geschäftslokal neu eröffnet. Mit diesem Geschäft wird die beinahe 170-jährige Handelstradition wieder aufgenommen und fortgesetzt.

Die "Seh:Bühne" bekommt einen neuen Nachbarn.

Die „Seh:Bühne“ bekommt einen neuen Nachbarn.

Das Bundesdenkmalamt hat dieses Haus 1998 unter Denkmalschutz gestellt: „Das Haus Badgasse Nr. 5 ist ein durch einen kleinen Arkadenhof ausgezeichnetes Stadthaus der Spätgotik und befindet sich im Kern der historischen Altstadt von Klagenfurt. Das Innere ist von besonderer baugeschichtlicher Bedeutung, da hier an zahlreichen Raum- und Gewölbeformen der Baubestand der Spätgotik eindrucksvoll ablesbar ist und in eindrucksvoller Weise den nahezu unverändert überlieferten Baubestand des Spätmittelalters dokumentiert.“

Der U-förmige Bau umschließt einen kleinen Innenhof. Im Norden werden Vorder- und Hintergebäude durch zweibögige Arkadengänge verbunden. Im Süden grenzt der Hof an die Mauer des Nachbarhauses.

Die Besitzgeschichte des Hauses lässt sich bis 1605 nahezu lückenlos zurückverfolgen. Aber wir kennen nur die Namen und allenfalls die Berufe der Hauseigentümer – sie waren Goldarbeiter, Rauchfangkehrer, Apotheker, Schneider, Schleifer und Handelsleute – von ihren Schicksalen wissen wir wenig. Sie mussten Pest, Heuschreckenplagen, Erdbeben und Brände erleben.Wie schnell und mit welcher Heftigkeit solche Ereignisse eintreten konnten, beschreibt der Domherr und Historiker Heinrich Hermann (1793-1865) in seinem Buch über Klagenfurt: „An einem heißen Frühlingstage (am Ostermontage) des Jahres 1723 entstand plötzlich um die erste Nachmittagsstunde in einer, dem Jesuiten – Kollegium nachbarlichen Werkstätte Feuer, welches in der Zeit von zwei Stunden die ganze Stadt, ausgenommen das Ursulinnen – Kloster, verzehrte, uns größtentheils nur verödete Mauern zurückließ.“

Ein weiterer Nachbar: Das Fischrestaurant Abbazia in der Badgasse 10.

Ein weiterer Nachbar: Das Fischrestaurant Abbazia in der Badgasse 10.

Aus einer Aufzeichnung erfahren wir, dass nach diesem Stadtbrand dem Besitzer des Nachbarhauses (Badgasse Nr. 3) wegen des Schadens die Steuern erlassen wurden. Sicher wurde damals auch dieses Haus in Mitleidenschaft gezogen.

Den Grundstein für ein Geschäftslokal in diesem Gebäude legte 1847 der Früchtehändler Josef Simzig, der das Ansuchen stellte, gassenseitig eine Ladentüre ausbrechen zu dürfen. Seit den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts bis zum Oktober 2010 war das Haus im Besitz der Familie Pichler. Langsam aber wurde es in der gesamten Badgasse immer ruhiger.

Erst in den letzten Jahren kehrt wieder neues Leben zurück, nun endlich auch in dieses Haus. Vielleicht hatte die lange Ruhezeit auch etwas Gutes: Die historische Bausubstanz blieb erhalten und wurde nicht dem Kommerzdenken geopfert. Mit behutsamen Schritten versucht nun der neue Besitzer, dieses historische Juwel zu erhalten, langsam zu restaurieren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.