So entsteht ein Klettersteig

Gepostet von
8. Februar 2019

Viele von Euch haben sich wohl auch schon gefragt: Wie entsteht eigentlich ein Klettersteig?

Um unseren Lesern von Erlebnis.net diese Frage zu beantworten, haben wir Gerhard Schaar von der Firma bolting.eu aus Tirol nachgefragt. Gerhard zählt zu den Spezialisten im Klettersteigbau, insbesonders wenn es um Anfänger- und Familienklettersteige geht. Das Besondere an der Firma ist das hochwertige touristische Consulting bzw. Tourismus Marketing. Denn als ehemaliger Tourismus Marketing Manager weiß Gerhard genau, worauf es bei der Schaffung von nachhaltiger Kletter Infrastruktur ankommt.

Vorbereitungen

Wir waren recht erstaunt, wie umfangreich die Vorbereitungen bei einem Klettersteigprojekt sind. Denn hier gibt es Einiges zu beachten.

Erstens muss man das betreffende Areal entsprechend inspizieren. Hierbei geht es z.B. um die Klärung der Felsqualität, wie und wo man die Linie legen kann und ob es Gefahrenquellen wie Steinschlag oder morsche Bäume gibt. Sind diese Sachen abgeklärt und lässt der Fels solide Verankerungen zu, folgt die Erstellung einer schriftlichen Projektbeschreibung.

Denn in Österreich alle solche Projekte bewilligungspflichtig. D.h. zum einen braucht man als Projektwerber eine naturschutzrechtliche Bewilligung der BH oder des Magistrats. Und zum anderen eine baurechtliche Bewilligung der betreffenden Gemeinde. Folglich ist ein Projektpapier eine grundlegende Voraussetzung für eine Einreichung bei den Behörden.

Im erweiterten Sinne gehört auch die Klärung der Rahmen Infrastruktur zu den ganz wichtigen Vorbereitungen. D.h. man muss diese fragen klären:

  • Wo sollen die Besucher parken?
  • Ist die Frage des Zustiegs und Abstiegs geklärt?
  • Gibt es passende sanitäre Einrichtungen?
  • Lässt sich ein Pachtvertrag bzw. Prekariumsvertrag mit dem Grundbesitzer vereinbaren?
  • Wer wird der Klettersteighalter (Rechtsschutz / Haftpflicht) und ist dann rechtlich dafür verantwortlich?
  • Wie soll die laufende Wartung organisiert und finanziert werden?

Im Falle der Firma bolting.eu kann man die begleitende Beratung für all diese Fragen gleich mit buchen. D.h. man bekommt nicht nur eine professionalle Bauleistung alleine, sondern ein richtiges „Rundum Sorglos Paket“.

Bevor es so weit ist, müssen alle Vorbereitungen ordentlich erledigt werden.

Positionierung eines Klettersteiges

Je nach Intention des Errichters, kann ein Steig für eine unterschiedliche Zielgruppe ausgelegt sein. D.h. er kann zum einen eine ganz bestimmte Schwierigkeit haben. Je höher diese ist, desto mehr ist ein solches Angebot nur für Erwachsene bzw. erfahrene Sportler geeignet.

Soll die Infrastruktur jedoch für Familien sein, so ist eine geringe Schwierigkeit zu empfehlen. Gerhard meint dazu: „Anfänger und Familien Klettersteige müssen grundsätzlich anders gebaut werden. Es gilt den Kletterfluss für die Besucher so einfach wie möglich zu machen. D.h. es braucht viel Erfahrung und ein sehr gutes Einfühlungsvermögen des Erbauers. Er muss gleich eine ganze Reihe an Dingen beachten, dass die Strecke leicht und angenehm zu bewältigen ist. Dazu zählen z.B. ein geringer Abstand zum Sicherungsseil, passend platzierte Griff- und Trittbügel, die Wahl der richtigen Geländeform sowie angenehme Klipp-Positionen. Wir legen das bei der Projektberatung genau mit unseren Kunden fest. So positioniert man die neue Infrastruktur exakt nach seinen Vorstellungen!“

Mag. Gerhard Schaar ist ehemaliger Tourismus Marketing Manager und bekannter Kletterer der sein Hobby zum Beruf gemacht hat!

Klettersteigbau

Wurden die entsprechenden Ansuchen bewilligt, wird das Bauvorhaben meist im Sommer umgesetzt. Dabei wird die festgelegte Linie genau abgeklettert und die exakte Position eines jeden Klettersteigankers festgelegt. Denn seit 2018 müssen ja alle Klettersteige entsprechend der neuen EN Norm 16869:2018-01 errichtet werden. D.h. hier gelten ganz bestimmte bauliche Vorgaben, wie maximale Abstände von 3 Metern im vertikalen und 5 Metern im horizontalen Gelände. Darüber hinaus sind viele weitere Spezifikationen vorgegeben. Wie z.B. die Dicke des Stahlseiles. So ist sicher gestellt dass es mit den modernen Klettersteigsets zu keinen schweren Unfällen kommen kann.

Ist die Linie dann einmal festgelegt, bzw. alle Ankerpunkte markiert, muss man die passenden Materialien für den Klettersteigbau organisieren. In der Regel erledigt dies der Klettersteigbauer selbst.Für die Verankerungen müssen dann später natürlich alle Löcher gebohrt werden. Hierzu seilen sich die erfahrenen Arbeiter immer von oben nach unten ab. D.h. es wird immer nach unten gearbeitet, um die Schwerkraft auszunützen. Dabei führen sie einen großen Bohrhammer mit sich, der in der Regel über ein Kabel mit einem benzinbetriebenen Strom Aggregat verbunden ist. In entlegenen Gegenden können auch Benzin Bohrmaschinen zum Einsatz kommen. Man kann sich vorstellen, dass diese Arbeit so oder so sehr anstrengend ist. Denn die Löcher sind in der Regel gleich 30mm breit und 30-40cm tief.

Sind alle Löcher gebohrt und super sauber gereinigt, werden die Klettersteiganker, sowie die Tritt und Griffbügel mit Injektionsmörtel eingeklebt. Vereinfacht dargestellt sind alle Anker extrem belastbar. D.h. sie halten alle mind. 1,5 Tonnen Belastung aus!

Für den Bau braucht es erfahrene Handwerker und „schweres Gerät“ in Form von Bohrhämmern!

Einsetzen des Drahtseiles

Sind alle Anker gesetzt, muss das Stahlseil eingesetzt werden. Dabei handelt es sich um ein sogenanntes Draht-Litzenseil. Es besteht aus 6 getrennten „Litzen“ welche alle wiederum aus 19 Drähten bestehen. Der Durchmesser beträgt dabei in der Regel 14 bis 16mm.

Solche Drahtseile sind extrem belastbar. Und das ist gut so! Denn es kann nicht nur bei einem Sturz zu größeren Belastungen kommen. Vor allem im Winter kann die sogenannte „Schneelast“ zu extremen Zug von gleich einigen Tonnen führen.

Man kann sich gut vorstellen, dass der Transport der schweren Drahtseilrollen an die passende Stelle im Klettersteig eine eigene Wissenschaft ist. Jeder hat hier so ein klein Wenig sein eigenes Rezept. Alle haben aber eines gemein. Es ist mitunter sehr anstrengend und eine logistische Herausforderung. Zudem braucht es teilweise ordentlich Man Power bis das Seil an den Endankern und dazwischenliegenden Klemmankern fixiert ist.

Ein normgerecht installierter Klettersteiganker mit eingezogenem 14mm Drahtseil für sicheren Klettersteig Spass!

Endarbeiten

Je besser die Rahmen Infrastruktur, desto beliebter sind in in der Regel die Klettersteige. D.h. minimal ein passendes Leitsystem und eine Übersichtstafel. Wer seinen Gästen gegenüber Empathie und Gastfreundschaft signalisieren möchte, kann mit sinnvollen „add ons“ viel bewirken.

Dazu gehören z.B. Brunnen mit Frischwasser, Rastmöglichkeiten am Abstieg oder ganz spezielle „Markenzeichen“. Wie z.B. eine Skulptur oder ein Foto Point. Gerhard dazu: „Der Aspekt des „Sharing“ als Abschluss der Customer Journey sollte ja nicht unterschätzt werden. Eine ordentliche Investition in einen attraktiven „Sharing Point“ bringt allemal einen respektable Dividende in Form von Sichtbarkeit auf Social Media!

In jedem Fall sollte man sich um ein ordentliches Klettersteigtopo kümmern. Ein Service, welches bei bolting.eu ebenso gleich in Anspruch werden kann.

Bilder von der Errichtung eines Klettersteiges