Zu früh gefreut! Papablogger Georg Lux über einen Bücherwunsch seiner Tochter Lucia.
Von Georg Lux*
Tradition muss sein. Auch wir pflegen am 28. Dezember einen alten Brauch, der an „Shades of Grey“ erinnert, aber natürlich um einiges älter ist. Er nennt sich Schappen. Kärntner Kinder besuchen dabei Verwandte und Nachbarn, um ihnen mit einem zuvor vom Christbaum abgeschnittenen Ast mehr oder weniger sanft den Hintern zu versohlen. Der Spruch, den die Kids dabei aufsagen, erklärt den Sinn der Übung: „Frisch und g’sund, frisch und g’sund, long leben und g’sund bleiben, nix klunzen und nix klogen, bis i wieda kumm schlogen!“
Dem Papa ist der Hut hochgegangen. Deshalb trägt ihn nun das Kind
Weil bekanntlich nichts im Leben umsonst ist, erhalten die Kinder dafür eine Belohnung in der Form von Süßigkeiten und/oder Cash. Das ist der Teil des Brauches, der meiner knapp zehnjährigen Tochter Lucia am besten gefällt. Das dabei „verdiente“ Bargeld hat das Kind heuer umgehend investiert. Und zwar in ein – was Eltern auf den ersten Blick stolz macht – Buch! Getrübt hat unsere Freude allerdings der Blick auf den Titel des Werkes. Es nennt sich „Wie man mit seinen total durchgeknallten Eltern fertig wird“.
Das Investment erfolgte zwar in meiner Anwesenheit (irgendwer musste Lucia schließlich in die Buchhandlung bringen), aber ohne mein monetäres Zutun. Ich bin Lucia das Geld für ihre traditionellen „Schläge“ auf meinen Hintern nämlich vorerst schuldig geblieben. Seither nervt sie mich mit der Frage, wann ich denn endlich meine Schulden bei ihr begleichen wolle. „Später“, antworte ich ihr immer. „Ich muss mich zuerst nach einem Buch umschauen, das mir verrät, wie ich mit total frechen Kindern fertig werde.“
Noch findet das Lucia lustig.
* Der Journalist und Autor Georg Lux schreibt seit 2007 über das Leben mit seiner Tochter Lucia (geboren 2005). Die Kolumnen und Blogs sind u. a. in der WOCHE Kärnten, auf www.typischich.at und auf www.wiener-online.at erschienen.
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