Eine spannende Frage: Hat die Bestattung in Klagenfurt Leichen im Keller?
Von Georg Lux (Text) und Helmuth Weichselbraun (Fotos)
Bestatter feiern selten. Umso größer war die Ehre für uns, als wir vor kurzem eine solche Feier mitgestalten durften: Die Bestattung Klagenfurt hatte aus Anlass ihres heurigen 100-Jahr-Jubiläums zu einem Tag der offenen Tür geladen – mit unserem Buch im Rahmenprogramm!
Im neuen Zeremoniensaal des ehrwürdigen Gebäudes am Waagplatz gewährten wir mehr als 50 interessierten Besuchern erste Einblicke in „Kärntens geheimnisvolle Unterwelt“. Im Mittelpunkt stand vor allem das Kapitel „Love kills slowly“, das dem Keller der Klagenfurter Bestattungszentrale gewidmet ist. Er zählt zu den ältesten Teilen des Hauses, dessen bewegte Geschichte bis in das 16. Jahrhundert zurückreicht.
Um die billigsten aller billigen Pointen gleich loszuwerden: Die Bestattung hat natürlich keine Leichen im Keller. Alle darüber hinaus reichende skurrilen Details stehen im Buch – bis auf die folgende Kuriosität: Beim Tag der offenen Tür war auch ein echter Klappsarg, eine Leihgabe des Bestattungsmuseums Wien, zu bestaunen!
Er war bei Beerdigungen anno 1784 eingesetzt worden. Um die Verwesung der Toten zu beschleunigen, hatte Kaiser Joseph II. damals angeordnet, dass diese nur noch in Säcken bestattet werden dürfen. Der Sarg wurde ins Grab gesenkt, dort aufgeklappt, um die Leiche zu deponieren, anschließend hochgezogen und wieder verwendet – allerdings nicht besonders oft. Der Widerstand der Bevölkerung gegen das Gesetz war so groß, dass es Joseph II. schon nach wenigen Monaten wieder aufheben musste.
Falls Sie sich nun noch fragen, warum wir das Kapitel über den Keller der Bestattung mit dem eingangs erwähnten schönen Titel „Love kills slowly“ versehen haben, hier die Aufklärung: Es handelt sich um die Verarbeitung eines modischen Fauxpas. Bei unserem unterirdischen Fototermin im Bestattungskeller habe ich ein T-Shirt mit Totenkopf und der Aufschrift „Love kills slowly“ getragen. Glücklicherweise sind die Mitarbeiter, die uns durch das Haus geführt haben, Kummer gewöhnt und haben mich nicht darauf angesprochen.
Das Buch
„Kärntens geheimnisvolle Unterwelt – Stollen, Höhlen, verborgene Gänge“ von Georg Lux und Helmuth Weichselbraun ist im November 2013 im Verlag „styria regional CARINTHIA“ erschienen. Über die Entstehungsgeschichte und weitere Projekte informiert das Duo hier im Blog und auf der dazugehörigen Facebook-Seite. Hier geht’s zur – für Österreich und Deutschland versandkostenfreien – Buchbestellung.
Über die Autoren
Georg Lux, geboren 1974, leitet die Stadt-Redaktion der Kleinen Zeitung in Klagenfurt und ist Blogger. Als Journalist entdeckt der Villacher seit mittlerweile 20 Jahren verbotene Orte, zunächst als Polizeireporter bei „täglich ALLES“ in Wien, später für die Kleine Zeitung in Kärnten, als Chefredakteur der Gratis-Tageszeitung „ok“ in Graz und als Autor für den WIENER.
Helmuth Weichselbraun, geboren 1972, hat nach seiner Fotografenlehre die Meisterprüfung in Innsbruck absolviert und führt seit 2000 das Fotostudio www.fotoquadr.at in Wernberg. Als Redaktionsfotograf für die Kärntner Kleine Zeitung hat er den Untergrund kennen, lieben und ausleuchten gelernt.
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