Keutschach: Der Rübentaler als Zahlungsmittel

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25. November 2015

Die Pyramidenkogel-Gemeinde Keutschach am See erhält eine neue Währung. Vor Weihnachten wird in der 2500 Einwohner zählenden Kommune der „Rübentaler“ Zahlungsmittel. 

Der goldene Keutschacher Rübentaler.

Der goldene Keutschacher Rübentaler.

Der „Rübentaler“ wird ab dem 15. Dezember am Gemeindeamt im Schloss Keutschach erhältlich sein, und zwar als Goldmünze im Gegenwert von 25 und Silbermünze im Wert von zehn Euro. „Mit dem Rübentaler wird man so gut wie überall in unserer Gemeinde bezahlen können, etwa in Gasthäusern, Buschenschänken, Andenkenläden und beim Erwerb bäuerlicher Produkte“, so Bürgermeister Karl Dovjak. Damit wolle man die regionale Wirtschaftsentwicklung stärken und die Gemeinde beleben.

Doujak hofft, dass der „Rübentaler“ vor allem als Geschenk bei Geburtstagen und anderen Anlässen sowie an Kinder Verbreitung findet. Auch langjährige Gäste, die seit vielen Jahren ihren Sommerurlaub am Keutschacher See verbringen, könnte man mit einem derartigen Erinnerungsstück ehren. Die „Rübentaler“ können am Gemeindeamt wieder in Euro umgetauscht werden.

Seinen Namen verdankt der „Rübentaler“ dem einstigen Adelsgeschlecht der Herren von Keutschach, die in Ihrem Wappen eine Rübe führten. Dieses Wappen diente auch als Siegel, dessen älteste Verwendung durch einen Peter von Keutschach im Jahre 1344 datiert. Bedeutendster Vertreter des Geschlechtes war Leonhard von Keutschach (1442-1519), von 1495 bis 1519 Erzbischof von Salzburg. Auch auf seinem Wappenbild findet sich, neben dem Salzburger Wappen, die weiße Rübe von Keutschach.

Der goldene Keutschacher Rübentaler.

Der goldene Keutschacher Rübentaler.

Erzbischof Leonhard I. von Keutschach initiierte umfangreiche Reformen im Bereich des Münzwesens in Salzburg, weshalb er dort als Begründer des neuzeitlichen Münzwesens gilt. Berühmt wurde vor allem die unter ihm geprägte Großsilbermünze, der „Rübentaler“, der heute als numismatische Rarität gilt. Neben anderen kleineren Münzen, wie dem Zehner, Batzen oder Zweier, war der einseitig geprägte Pfennig mit dem Rübenwappen eine gängige Verkehrsmünze im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit.

Erst im Februar dieses Jahres war in Graz bei der Digitalisierung eines liturgischen Buches (Brevier) aus dem 14. Jahrhundert ein interessanter Fund gemacht worden: Tief im Falz verborgen fand sich eine kleine, einseitig geprägte Silbermünze. Die Prägung lässt die Jahreszahl 1500 über einem Doppelwappen erkennen, darunter ist der Buchstabe „L“ lesbar. Das Doppelwappen zeigt links einen gespaltenen Schild mit einem Löwen, das Salzburger Landeswappen, und rechts eine Rübe. Es handelt sich dabei zweifelsfrei um das Wappen des Leonhard von Keutschach.

Schon vor 500 Jahren ein Zahlungsmittel: Der Rübentaler.

Schon vor 500 Jahren ein Zahlungsmittel: Der Rübentaler.

Leonhard, der durch seine rege Reform-, Wirtschafts- und Bautätigkeit als einer der bedeutendsten Erzbischöfe von Salzburg in die Geschichte einging, wurde deshalb auch abfällig als „Liendel Ryebler“ (Leonhard der Rübler) bezeichnet. Dass auch abfällig über den künftigen Keutschacher „Rübentaler“ geredet werden könnte, glaubt Bürgermeister Dovjak nicht: „Alles, was ländliche Gemeinden interessant, lebendig und lebenswert macht, ist zu begrüßen.“