HISTORY: SCHIFFFAHRT AM WÖRTHERSEE (TEIL 5)

Gepostet von
1. Oktober 2014

Mitte der 1960iger Jahre begann bei der Wörthersee-Schifffahrt eine tiefgreifende Modernisierung. Die  beinahe 100 Jahre alten Schiffe und Anlagen benötigten dringend ein „Facelifting“, um mit der „modernen Zeit“ mitzuhalten.

 

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Platznot macht erfinderisch….. Schiffe abgestellt neben dem Ruderverein „Albatross“ in den 1950iger Jahren

 

Teil 5: Die Schifffahrt am Wörthersee

VON JOHANNES LEBITSCH

 

Im Jahr 1965 begannen die Stadtwerke Klagenfurt, einen Teil der Wörthersee-Flotte zu revitalisieren. Wichtigstes Objekt war die „Thalia“, die mit einer neuen Inneneinrichtung, einem neuen Steuerhaus und neuer Unterhaltungstechnik „zukunftsfit“ gemacht werden sollte. Auch kleinere Schiffe wie die „Loretto“ oder die „Lorelei“ bekamen neue Maschinen. Der „Helios“ wurde abgestellt, da man sich entschlossen hatte, zwei neue Motorschiffe zu bestellen.

Die „Wiesbaden“ und die „Maria Wörth“ wurden im Sommer 1966 in Dienst gestellt. Ab diesem Zeitpunkt verkehrte zwischen 8 Uhr früh und 18 Uhr am Abend jede Stunde ein Schiff. 1966 – 1971 wurden dafür die Schiffe „Thalia“, „Neptun“, „Maria Wörth“ und „Wiesbaden“ verwendet, ab 1972 ersetzte die funkelnagelneue „Klagenfurt“ den „Neptun“, der verschrottet wurde.

In diesen Jahren wurde eine Neustrukturierung des Verkehrswesens vorgenommen. Unretable Anlegestellen wie z.B. die in Maiernigg wurden aufgelassen, der Fahrplan an die Notwendigkeiten des Fremdenverkehrs angepasst.

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Schiffstaufe der beiden neuen Motorschiffe „Wiesbaden“ und „Maria Wörth“ an der Klagenfurter Hauptbrücke im Jahr 1966

1974 dann schlug der „Thalia“ der vermeindlich letzte Stunde. Nach einem Schaden am Antrieb in der Höhe von Pörtschach wurde das Schiff betriebsuntauglich. Es wurde nach Klagenfurt abgeschleppt und eine Verschrottung schien beschlossene Sache. Die neue „Kärnten“ war eben an den Wörthersee gekommen und ersetzte das große alte Dampfschiff.

Doch schon 1975 wurden Stimmen laut, die sich für eine Erhaltung der „Thalia“ einsetzten. Und anscheinend waren die Emotionen, die man auch seitens der Stadtwerke, der Politiker und des Publikums dem Schiff entgegenbrachte, so groß, das man eine Verschrottung immer wieder auf die lange Bank schob. Die „Thalia“ stand in Klagenfurt-See und verfiel zusehens.

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Die „Thalia“, Flaggschiff der Flotte, abgestellt am alten „Lido“-Steg.

In der Zwischenzeit hatten die Stadtwerke Klagenfurt der unhaltbaren betrieblichen Situation in der alten Schiffswerft ein Ende bereitet und 1977 eine Ausschreibung für eine neue, moderne Betriebsstätte gemacht. Es sollte eine Werftanlage mit offenem Trockendock werden. In dieser großen Dockwanne konnte man nun endlich alle Servicearbeiten an den Schiffen problemlos durchführen. Der Bau der Anlage war nicht so problemlos gewesen; durch einen Lausbubenstreich versank während der Bauarbeiten die noch nicht fertige Betonwanne des Trockendocks im See und musste von einer Spezialfirma mühevoll gehoben werden. Im Jahr 1982 wurde verspätet eröffnet.

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Die funkelnagelneue „Kärnten“ ersetzte die „Thalia“ im Plandienst. Heute ist das Schiff mehrmals umgebaut noch immer am See unterwegs.

Im Herbst 1982 war auch das Schicksal der „Thalia“ wieder Gessprächsthema. Die alte Dame war in der Zwischenzeit ein rostiger Schandfleck in der Klagenfurter Bucht und es musste etwas geschehen. Bürger wurden initiativ und gründeten im Jänner 1983 den Verein „Rettet die Thalia!“. Der Verein wollte zunächst eine Revitalisierung des Schiffes auf idealistischem Weg durchziehen, man musste aber bald einsehen, dass dies undurchführbar war. In einem selten gewordenen gemeinsamen Bestreben aller Parteien planten Stadt, Stadtwerke und der Verein nun eine Restaurierung des in der Zwischenzeit einzigen Schraubendampfers auf einem österreichischen Binnensee. Das Zauberwort hieß „Leasing“ – eine neue Finanzierungsvariante, die das Bemühen um eine Erhaltung des Schiffes realistisch werden ließ.

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Heute vom Wörthersee nicht wegzudenken: das „Erlebnisdampfschiff“ Thalia.

Anfang der1 980iger Jahre begann in der Betriebsführung der Schifffahrt ein Umdenken einzusetzen. War man bisher eher der Philosophie gefolgt, dass die Schifffahrt ein „Verkehrsbetrieb“ sei (und die Ausstattung der Schiffe daher mehr einem Autobus als einem Fahrgastschiff glich), so setzte man nun auf die Schlagwörter „Erlebnis“, „Abenteuer“, „Erholung“, „Qualität“. Neben einer Neueinrichtung der Schiffe begann man mit einem neuen Pächter des Gstronomiebereichs, auch eine eklatante Verbesserung des kulinarischen Angebots auf den Schiffen herbeizuführen. Die Folge war eine starke Verbesserung der Beförderungsleistungen und ein zufriedeneres Publikum.

Als dann am 2.7.1988 die generalsanierte „Thalia“ ihre zweite Jungfernfahrt antrat, war die Welt am Wörthersee wieder in Ordnung…. Das große Dampfschiff war ein historisches Highlight und oft  – trotz „Dampferzuschlags“ – total überfüllt…..

(wird fortgesetzt)