History: Schifffahrt am Wörthersee (Teil 3)

Gepostet von
1. Juli 2014

In den Jahren kurz vor dem ersten Weltkrieg gab es einige einschneidende Veränderungen am Wörthersee. Viele vormals private Schifffahrtsbetriebe gingen in das Eigentum der öffentlichen Hand über.

33

Teil 3: Die Schifffahrt am Wörthersee

VON JOHANNES LEBITSCH

 

Im Jahr 1911 war die Straßenbahnlinie von der Stadt zum See elektrifiziert worden. Damit konnte man in ca. 15 Minuten aus dem Stadtzentrum direkt in die Ostbucht gelangen. Viele Klagenfurter nutzten diese neue schnelle Möglichkeit des Transports; als Folge davon nahm der Personenverkehr auf dem Lendkanal immer mehr ab.Dafür wurden nun „regionale Schiffskurse“ geführt, die Maria Loretto, Maiernigg und Sekirn bedienten. 1913 begann die Stadt Klagenfurt, Schifffahrtsbetriebe am See aufzukaufen. Angestrebt wurde ein städtisches Monopol am See, welches aber nicht gleich zu verwirklichen war. Noch bevor einschneidende Veränderungen vorgenommen werden konnten, befand man sich im 1. Weltkrieg. Die Schiffe verkehrten nun nicht mehr zum Vergnügen, sondern als öffentliches Verkehrsmittel, vor allem für die Orte der Südseite des Wörthersees, die trotz der neuen Süduferstraße immer noch verkehrstechnisch im Abseits lagen.

lend5

Das Strandbad in Klagenfurt mit der berühmten großen Wasserrutsche aus den Anfangsjahren um 1929….

Nach den Wirren des ersten Weltkriegs, des Abwehrkampfes und der Volksabstimmung begann ein langsamer Aufschwung. Die Klagenfuter Stadtväter erkannten den Wert der Ostbucht (die damals interessanterweise im Gemeindegebiet von Krumpendorf lag) und Pläne für eine sinnvolle Nutzung entstanden. 1924 wurde der erste Bauabschnitt des Klagenfurter Strandbades eröffnet (heute das größte Binnenstrandbad Europas mit 16.000 Liegeplätzen), die Parkanlage zwischen Straße und Lido bzw. Landungsbrücke wurde angelegt und als erster Abschnitt einer groß geplanten Schiffswerft entstand der östliche Teil eines großen Verwaltungs- und Betriebsgebäudes, das auch heute noch als „Villa Lido“ existiert. Die Weltwirtschaftskrise machte weiteren Ausbauplänen aber einen Strich durch die Rechnung. Das Werftprojekt wurde mangels finanzieller Mittel in die Schublade gelegt und erst 1975 (!) sollte die Wörthersee-Schifffahrt ihre eigene moderne Werftanlage erhalten. Bis dahin wurde das in den 1920iger Jahren eingerichtete „Provisorium“ zur Dauereinrichtung.

s51

Die Werzer-Promenade in Pörtschach. Motorschiff „Hülgerth“ (heute „Lorelei“) hat gerade am „Werzer-Steg“ angelegt….

Der Sommertourismus boomte wieder in den Jahren zwischen den Weltkriegen und es galt wieder als „schick“, am Nachmittag zum Werzer nach Pörtschach zu fahren, um dort den „Tee“ einzunehmen. Die Wörthersee-Schifffahrt expandierte stark unter der Führung der Stadt. Neue, moderne Schiffe mit Diesel- statt Dampfantrieb wurden angeschafft, um die Kosten in der Zeit schwächerer Nachfrage zu senken. Die 1924 angeschafften Schiffe „Koschat“ und „Hülgerth“ (heute „Loretto“ und „Lorelei“) feiern heuer ihren 90igsten Geburtstag. Gehegt und gepflegt von der „Nostalgieschifffahrt Wörthersee“ sind sie auch heute noch am See unterwegs. In den 1930iger Jahren besaß die Wörthersee-Schifffahrt nicht weniger als 12 Schiffe, die für den Personenverkehr zur Verfügung standen.

44

Flottenparade aller Schiffe der „Wörthersee-Schifffahrtsgesellschaft“, aufgenommen von der Klagenfurter Zillhöhe

1936 kam es zu einem jähen Ende des Personenverkehrs auf dem Lendkanal. Der private Betreiber, Herr Michael Arl, erlag an Bord seines Schiffes einem Herzinfarkt. Seine Witwe wollte den Betrieb nicht weiterführen und verkaufte an die Stadt. Da in der Zwischenzeit der Individualverkehr wie auch die Straßenbahn die Hauptlast des Verkehrs zum See trugen, stellte man den Betrieb am Lendkanal als unwirtschaftlich ein.

thalia krumpendorf

Im 2. Weltkrieg: Dampfer „Thalia“ voll besetzt mit rekonvaleszenten Soldaten und Fronturlaubern in Krumpendorf. Das „Terassenhotel“ war zu dieser Zeit Soldaten-Erholungsheim.

Mit dem Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich änderte sich manches. Große Teile der Ostbucht bis hin nach Maiernigg und bis zur Schrottenburg wurden eingemeindet. Erst seit 1938 liegt Klagenfurt wirklich „am Wörthersee“. Hochfliegende Pläne für die Schifffahrt, wie zwei neue große Salondampfer, eine neue gigantische Werft oder verbesserte Fahrpläne kamen nicht mehr zu Stande. Wieder war die Schifffahrt wichtiges öffentliches Verkehrsmittel. Die Orte am Nordufer wurden nicht mehr von allen Schiffen bedient, um Brennstoff zu sparen. Nach 1943 benötigte man einen speziellen Erlaubnisschein, um die Schiffe für eine Fahrt in die Stadt – zum Arzt, zu Ämtern oder Behörden – nutzen zu können. Ende 1944 wurden die großen Schiffe abgestellt; nur noch „Loretto“ und „Lorelei“ waren betriebsfähig und waren der Rest einer einst stolzen Flotte.

Im Mai 1945 marschierte die britische Armee in Kärnten ein – ein neues Kapitel der Schifffahrt am Wörthersee wurde aufgeschlagen.

(wird fortgesetzt)

Linktipps: Lendkanal-Schifffahrt und Schraubendampfschiff  Thalia auf Facebook.