Wechselbad der Gefühle

Gepostet von
19. Januar 2015

Heimweh und Abschiedsschmerz, gute Freunde und schlechte Angewohnheiten: Das Leben ist – nicht nur im Urlaub – voller Gegensätze, die sich perfekt ergänzen. 

Montegrotto Terme, Italien. Foto: Hotel Petrarca

Montegrotto Terme, Italien. Foto: Hotel Petrarca

Von Georg Lux*

Wer nervt im Urlaub am meisten? Die Daheimgebliebenen. Und zwar via Handy. Wie mein lieber Kollege Giacomo S.

„Melde dich“, hat er mir in den Weihnachtsferien per WhatsApp mitgeteilt. Ich kam der Aufforderung umgehend nach, um zu erfahren, dass er eigentlich nur wissen wollte, wo ich gerade bin. „Montegrotto Terme, Italien“, antwortete ich wahrheitsgetreu, aber für Giacomo offenbar nicht zufriedenstellend. Er konterte deshalb mit einem Satz, von dem er genau wusste, dass er für mich ebenfalls nicht besonders zufriedenstellend sein würde: „Montegrotto Terme?! Das ist doch nur für Menschen über 60, über 100 Kilo oder über beides.“

Da ich von 60 rund 20 Jahre und von 100 Kilo knapp, aber immerhin doch noch ein wenig entfernt bin, habe ich geschworen, seine böse Bemerkung knallhart zu veröffentlichen. Damit man meinen lieben Giacomo – wenn er die 60 oder die 100 Kilo oder beides bald überschritten hat – in Montegrotto NICHT willkommen heißt.

Was ihm entgehen wird, weiß meine neunjährige Tochter Lucia. „Papa, ich bin nicht untraurig darüber, dasss wir morgen heimfahren“, erklärte sie mir an unserem letzten Abend im Hotel. Ratlos fragte ich nach: „Bist du nun traurig oder nicht traurig?“ Lucia antwortete ehrlich: „Beides.“

In diesem Sinne: Giacomo, ich bin dir nicht unböse.

Brille

Lucia „nicht untraurig“ (mit Papas Brille auf der Nase)

* Der Journalist und Autor Georg Lux schreibt seit 2007 über das Leben mit seiner Tochter Lucia (geboren 2005). Die Kolumnen und Blogs sind u. a. in der WOCHE Kärnten, auf www.typischich.at und auf www.wiener-online.at erschienen.

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