Krumpendorfer Familie setzt auf Gartenschlapfen

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5. July 2013

Als Ernst Widmann den Crocs-Vertrieb übernahm, wurden diese noch als Gartenschlapfen belächelt. Aber er glaubte an die Schuhe – und das zahlte sich aus.

Ernst und Andreas Widmann erkennt man sofort an ihrem Markenzeichen: Sie tragen Crocs. „Es gibt sie in allen Varianten, auch elegante, die zum Anzug passen“, sagt Andreas, der Sohn des Firmengründers, „ich ziehe gar keine anderen Schuhe mehr an.“ Man merkt den beiden an, dass sie die bunten Kunststoffschuhe mit Leidenschaft verkaufen. Dass sie damit solchen Erfolg haben würden, war jedoch nicht abzusehen: Als Ernst Widmann vor acht Jahren die ÖsterreichVertretung der Crocs übernahm, waren die Schuhe in Österreich noch kaum bekannt – und das Interesse an ihnen begrenzt.

„Im Herbst 2005 haben wir begonnen, bei den Sporthändlern nachzufragen. Aber alle haben nur gesagt: Wer will schon diese Gartenschuhe“, erzählt er mit einem Schmunzeln. Und so war dann tatsächlich ein Gartenfachmarkt einer der ersten Crocs-Vertriebspartner in Österreich. Die Anfangszeiten waren hart: „Es gab he igen Gegenwind. In den Modezeitungen schrieben sie, das wären diehässlichsten Schuhe aller Zeiten.“ Ernst Widmann war von dem Produkt aber so überzeugt, dass er trotzdem viel Geld investierte: Wenige Monate nach dem Vertriebsstart in Österreich mietete er das heutige Geschäft an der Ecke zum Klagenfurter Heuplatz. Andreas Widmann über den Standort: „Vorher war dort eine Fleischerei eingemietet, wir mussten viel umbauen, biswir das Geschäft eröffnen konnten.“

Zusammenhalt und der Glaube ans Produkt Damit ging Familie Widmann einen mutigen Weg: In Europa gab es bis dahin noch keinen Crocs-Shop und niemand wusste, ob das Konzept überzeugen würde. „Da gab es einige, die gesagt haben, das kann nichts werden, wenn wir ein ganzes Geschäft mit Gartenschlapfen einrichten“, sagt Ernst. „Aber ich habe immer an die Schuhe geglaubt. Ich habe in ihnen viel mehr gesehen als nur Bootsschuhe. Und ich glaube, das ist auch das Wichtigste: Dass man zu hundert Prozent hinter seinem Produkt steht.“ Dazu kam der Rückhalt durch die Familie, der ebenfalls sehr wichtig war: „Alle sind von Anfang an voll hinter dem Ganzen gestanden: Meine Frau Henny, mein Sohn Andreas und meine Tochter Stefanie.“ Alle vier arbeiten heute in dem Familienunternehmen – und jeder hat seine klar geregelten Aufgaben. Die Mutter kümmert sich um Dekoration und Design der Geschäfte, die Tochter um die Personalpolitik, der Sohn um die Abläufe und Einkäufe – und der Vater um die großen Vertriebspartner.

Die Kritiker aus der Anfangszeit haben sich schlussendlich geirrt: Das Geschäft in Klagenfurt kam gut an und viele Wiener, die ihren Sommerurlaub in Kärnten verbrachten, fragten: „Warum macht ihr so was nicht bei uns?“ Ernst Widmann hielt das für eine gute Idee und schon im Winter 2006 öffnete das Geschäft in der Mariahilfer Straße. „Wenn ich zurückdenke, war das sicher der größte Schritt für uns. Das Geschäft ist 250 Quadratmeter groß, es war eine große Investition. Aber wir konnten alles selbst finanzieren“, erzählt er stolz. Danach folgte eine flotte Expansion: Innerhalb von wenigen Jahren wurden weitere neun Shops in Österreich eröffnet, 2011 übernahmen sie außerdem die Vertretung in der Slowakei. Dort haben sie nun ein Geschäft in Bratislava. Vorerst sind aber keine weiteren Standorte geplant. „Jetzt wollen wir lieber schauen, dass die Shops, die wir haben, gut laufen. Damit haben wir genug zu tun“, lacht Andreas Widmann.

Online-Handel als Ergänzung

Für die meisten Unternehmer ist der Schritt ins Online-Geschäft Neuland. Bei den Crocs war es genau umgekehrt: Über das Internet wurden sie schon länger verkauft, das erste Geschäft in Europa eröffnete Familie Widmann 2006 in Klagenfurt. Heute betreiben sie sowohl den österreichischen Online-Shop als auch die elf Geschäfte. Dass der Online-Bereich trotz des Erfolgs in den Geschäften nicht vernachlässigt wurde, war vor allem Junior-Chef Andreas Widmann ein großes Anliegen. Heute ist er froh, dass beides gut funktioniert: „Wir nutzen alle Kanäle und das funktioniert wunderbar. Manche Kunden haben nicht die Zeit, um in eines der Geschäfte zu gehen, die bestellen online bei uns. Gleichzeitig bewerben wir online die Geschäfte – und natürlich in den Geschäften unseren Online-Shop.“ Vorteile ergeben sich dadurch auch für die Lagerwirtschaft: „Wird ein Schuh online bestellt, können wir nicht nur auf unser Lager in der Nähe des Klagenfurter Flughafens zugreifen, sondern ihn uns auch aus einer der Filialen schicken lassen. So nutzen wir alle Wege aus.“

Interview mit Österreichs Crocs-Pionier Ernst Widmann

  • Was empfinden Sie als Unternehmer als größte Herausforderung?

Ernst Widmann: In unserem Fall ist es wohl am schwierigsten, immer die richtigen Produkte im Angebot zu haben. Wir müssen die Crocs ein halbes Jahr vorher bestellen.

  • Nach welchen Kriterien entscheiden Sie?

Da braucht man einen guten Riecher. Unser Bonus ist, dass wir schon von Anfang an dabei sind und gewisse Erfahrungswerte haben. Wir wissen, was sich gut verkaufen lässt. Bei neuen Modellen sehen wir dann: Ein ähnliches gab es schon mal, das lief gut, das können wir wieder nehmen. Und wir holen uns das Feedback aus den Shops, dann wissen wir, was gut ankommt.

  • Wie wichtig sind die Mitarbeiter für Ihren Erfolg?

Enorm wichtig. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zu unseren Mitarbeitern und kennen alle 60 persönlich. Es ist eine familiäre Atmosphäre, wir packen als Chefs auch überall mit an. Wie finden Sie neue Mitarbeiter? Das macht meine Tochter Stefanie: Sie schreibt den Job aus, dann bewerben sich die Leute und werden zum Gespräch eingeladen. Gemeinsam mit dem Shopleiter wird entschieden, wer genommen wird. Wichtig ist, dass die Neuen ins Team passen. Wir schauen auch darauf, dass unsere Mitarbeiter immer gut geschult sind. Es gibt ständig neue Modelle und Farben.

  • Machen Sie das selbst?

Ja, das macht mein Sohn Andreas. Er stellt den Verkäufern die neuen Kollektionen vor und trifft die Standortleiter zu Meetings. Alle müssen am neuesten Stand sein. Durch den guten Austausch wissen wir auch schnell, wenn ein Modell nicht gut läuft. Dann muss man schnell handeln und es rausnehmen.

Daten und Fakten

  • Entwickelt wurden Crocs als Bootsschuhe in Amerika; der erste Schuh wurde im Jahr 2002 verkauft
  • Im Herbst 2005 übernahm Ernst Widmann den Vertrieb von Crocs in Österreich.
  • Im Frühling 2006 eröffnete er das Crocs Geschäft in Klagenfurt. Es war das erste in Europa, zuvor wurden die Crocs ausschließlich über das Internet verkauft.
  • Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft, am 1. Dezember 2006, lud Familie Widmann zur Eröffnung ihres Shops in die Wiener Mariahilfer Straße.
  • Es folgten weitere neun Standorte in Graz, Wels, Linz, Innsbruck, Salzburg, Parndorf und Wien.
  • 2011 übernahm Ernst Widmann den Vertrieb für die Slowakei und eröffnete ein Geschäft in Bratislava.
  • Mehr als 60 Mitarbeiter beschäftigt Familie Widmann heute.

 

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