Kleinsasserhof. Ein etwas anderer Bauernhof

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5. Februar 2016

Graffiti am Bauernhof. Natürlich gewachsene Kunst. Gemütlichkeit nach dem Zufallsprinzip. Offen für Neues. Die Liebe zu Wiese, Wald, Tier und Mensch. Das alles macht den Kleinsasserhof zu etwas Besonderem und zum Mitglied der „Fabelhaften Hotels“.

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* Eine Empfehlung aus unserer Serie Slowfood Reisen rund um die Welt

Als Erster war der ausgestopfte Elchkopf da. Dann kam immer wieder etwas dazu. Heute ist ein Besuch im Kärntner Kleinsasserhof ein Abenteuer für die Augen.

In jedem Winkel gibt es etwas zu entdecken. Auch noch am zweiten und dritten Tag. Sogar auf derselben Stelle. Hier kann die Seele von Gegenstand zu Gegenstand wandern und den Alltag ausblenden. Übers Frühstücksmüsli wacht der Jesus, während das blaue Schaf auf den Kaffee aufpasst. Die Heiligenfiguren halten Krickerln in der Hand und starren auf das Bollywood-Plakat gegenüber – oder auf die afrikanische Maske?

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Selbst gebackenes Brot und Salat aus dem Garten

Antiquität, Designermöbel und Rarität, alles buhlt um die Aufmerksamkeit. Alles erzählt eine Geschichte. Zusammengetragen und angeordnet nach dem Zufallsprinzip, aber doch eine harmonische Einheit ergebend. Immer wieder anders, weil man im Leben Veränderungen zulassen muss.

Das ist das Werk von Josef Gasser. Er war schon immer ein Sammler und verwirklicht sich am 500 Jahre alten Bauernhof kreativ. Entweder bei der Dekoration oder in der Küche. Beides macht er rein intuitiv. Mit Erfolg.

Schon oft erkochte er für das Haus eine Haube. Wichtig ist es ihm aber nicht. Er will, dass die Menschen wieder zurück zur Natur finden. Auf der Suche nach dem kleinstmöglichen Ganzen setzt er auf Produkte vom eigenen Hof oder von Bauern aus der Umgebung. Selbst wenn spät abends ein Papa mit seiner kleinen Tochter anreist, stellt er sich in die Küche und macht für die Kleine noch schnell ein paar frische Frittaten.

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Der Kleinsasserhof

Gastgeber mit Tradition und Kreativität

16 Zimmer gibt es im ehemaligen Schweinestall mit den roten Balkonblumen und Panaromablick auf das Drautal. Seit Jahrzehnten heißen die Gassers hier auf 700 Meter Seehöhe Gäste willkommen. Wie einst werden sie von der gesamten Familie verwöhnt.

Walli Gasser erinnert sich an ihre Kindheit: Mit acht Jahren und zwei langen blonden Zöpfen schritt sie von Tisch zu Tisch und fragte: „Wünschen Sie was zu trinken bitte?“ Der Onkel sah das Talent von Walli und wählte sie als Nachfolgerin aus. Nicht einfach war es, als zwei verschiedene Generationen aufeinanderprallten. Von Teamwork und kreativen Ideen hielt man damals nicht viel. Das ist mittlerweile anders.

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Mut zu eigenen Wegen

1986 übernahmen Josef und Walli den Betrieb. 1991 haben sie angefangen ihren eigenen ihren Traum zu leben. Nach und nach verwandelten sie den alten Bauernhof in ein vor Herzlichkeit sprühendes kleines Hotel mit ausgezeichnetem Restaurant. Nach und nach füllten sich die Räume mit Kunstwerken, Fotografien und Skulpturen.

Nach und nach veränderte sich der Garten. Da dürfen die Pflanzen wachsen, wie sie wollen. Muscheln schmücken Bäume, Hasen und weiße Pfaue laufen frei herum, dazwischen lässt sich so manch Kurioses finden. Durch den verwunschenen Zaubergarten geht es hinauf zum biologischen Schwimmteich, der Sauna-Blockhütte und dem Massage-Container.

Dahinter ist reichlich Platz für Lagerfeuer, romantische Obstbäume und bunt blühende Wiesen. Noch ein paar Schritte weiter beginnt auf der Alm Afrika. Dort können Kinder zwar keine Löwen beobachten, aber dafür 54 grasende Schafe, was mitunter genauso spannend sein kann.

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Kraftplatz und Inspirationsquellen

In der alten Scheune werden Hochzeiten gefeiert und im Holzschuppen ist eine Galerie untergebracht. Überall am weitläufigen Gelände laden mit Moos bewachsene Tische, ergraute Stühle zum Verweilen ein. Wer will, kann mit in den Stall gehen, Josef in der Küche über die Schulter schauen oder Walli im Garten helfen. Alles darf sein, nichts muss sein.

Nur das tägliche Esel streicheln gehört zum Pflichtprogramm – ansonsten gibt es ein dreistimmiges IIIAAAAHHHH. Wie am Bauernhof. Nur eben ganz anders.

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Die Hausfassade ist ein überdimensionales Graffiti mit Zwergen und Totenköpfen, gestaltet von zwei russischen Künstlern – diese passt irgendwie perfekt zum großen Elefanten beim Eingang und dem traditionellen Holzbalkon. Statt Ziehharmonika wird Loungemusik gespielt, auf der Holzterrasse kommt ein wenig Safari-Stimmung auf und im Salettl, einem italienischen Gartenpavillon eigenhändig erbaut von Josef, fühlt man sich wie auf Bali. Kleine Nischen laden überall zum Zurückziehen und Erholen ein.

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Gewachsen aus Liebe

„Wir sind weder Wirte noch Hoteliers, sondern einfach nur Menschen, die andere beschenken – sie kulinarisch und seelisch verwöhnen.“ Bereits vor mehr als 25 Jahren gab es am Hof schon Trainings für ein positives Leben in der Natur. Das ist noch heute zu spüren.

„Die Menschen sollen wieder die Schönheit der Natur erleben und die Kleinigkeiten schätzen“, sagen Josef und Walli. Wie das geht, leben sie vor. Abseits von touristischen Massenbewegungen, mit persönlichem Stil und viel Liebe. Letzteres hat die beiden über Jahre hinweg zusammengeschweißt. Der Kleinsasserhof ist sozusagen aus Liebe gewachsen. „Und das konnten wir nur machen, weil es für uns beide die große Liebe ist.“ Zueinander, aber auch zum Ort, zur Natur und zu den Menschen.

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Übernachten: Der Kleinsasserhof hat 16 Zimmer. Jedes davon ist unterschiedlich gestaltet, im Vergleich zur übrigen Einrichtung mitunter sehr schlicht. Die Badezimmer sind zweckmäßig. Entspannt wird beim Schwimmteich und in der Blockhütten-Sauna. Ebenfalls empfehlenswert sind die Massagen im roten Wellness-Container mit Blick auf die Apfelbäume. Salettl und Scheune können für Hochzeiten oder Feiern gemietet werden. Der Kleinsasserhof gehört zu den „Fabelhaften Hotels“, einer Hotelgruppe von einzigartigen Hotels für Individualisten.

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Essen und Trinken: Im Kleinsasserhof wird Wert auf saisonale Gerichte mit Zutaten aus der Region gelegt. Hausgäste genießen Halbpension, von Donnerstag bis Sonntag kann auch im Restaurant á la Carte gegessen werden. Ein Hit ist der Bauernmozzarella und das Eierschwammerl-Gulasch (Pfifferling-Gulasch) von Josef, dazu der zart schmelzende Schokoladenkuchen von Walli. Im August und über Neujahr ist durchgehend geöffnet. Unbedingt vorher Reservieren!

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Text und Fotos von Reisejournalistin und -bloggerin Anita Arneitz

Infos:
Kleinsasserhof
Gasthaus/Gasthof
Adresse: Kleinsaß 3, 9800 Spittal an der Drau
Telefon:04762 2292