Keiner ist fehlerfrei

Gepostet von
3. Januar 2015

Wunderbares aus dem Internet: So kommt man zu einem „tollen Jahr“ mit Helene Fischer. 

Von Georg Lux*

Facebook muss es ja wissen ;-)

Facebook muss es ja wissen 😉

Das Stalking von Stars ist eine schlimme Sache. Ich persönlich werde zum Beispiel von Helene Fischer verfolgt. Marc Zuckerberg ist mein Zeuge: Drei Mal dürfen Sie raten, welches Foto das digitale Cover meines privaten Facebook-Jahresrückblicks 2014 ziert? Helene Fischer! „Es war ein tolles Jahr. Danke, dass du ein Teil davon warst“, steht dabei. Den Text hat Facebook automatisch ausgesucht, ebenso das Bild aus meinem Online-Fotoalbum „Work“, das die Schlagersängerin und mich nach einem Interview zeigt.

Eisberg aus Zucker

Ein „tolles Jahr“ mit Helene Fischer muss man natürlich standesgemäß ausklingen lassen. Ich tat dies im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte und in Kenntnis der Tragweite meiner Entscheidung (diese Passage des Textes stammt von meinem Notar) durch Konsumation der am 25. Dezember im Fernsehen ausgestrahlten Show der jungen Frau. Unterstützt wurde ich durch meine Familie, die gute Miene zur guten Laune auf dem Bildschirm machte. Frau Fischer war in Höchstform und lieferte perfekt ab, woran sich intellektuelle Schreiber so gerne reiben. Meine Lieblingsformulierung in diesem Zusammenhang stammt von mir, verfasst in meinem tollen Jahr 2014 mit Helene Fischer für die Kleine Zeitung: „Helene Fischer ist der Mount Everest der heilen Welt, die Spitze des Eisbergs aus Zucker.“

Unblumiges von Lucia

Unblumiges von Lucia

Meine neunjährige Tochter Lucia brachte es nach ungefähr eineinhalb Stunden Helene-Fischer-Show kürzer und unblumiger auf den Punkt: „Diese Frau kann einfach alles.“ Weil meines Wissens nach niemand alles kann, fragte ich nach: „Auch putzen?“ Lucia antwortete: „Ja. Auch putzen.“ Und nach einer kurzen Pause ergänzte sie: „Alle Frauen können putzen.“ Das war der Moment, in dem meine Frau angesichts der Gesamtsituation im Fernseher und im vorgelagerten Wohnzimmer zum Glauben zurückfand und murmelnd ein Stoßgebet zum Himmel schickt. „Herr, was habe ich falsch gemacht?“ Lucia hörte die Botschaft und sprach schließlich den Satz, der diese Begebenheit publizierbar macht: „Auch alle Männer können putzen.“

Glück gehabt. Es ist also doch jemandem aufgefallen, dass der Staubsauger in unserem Haushalt ausschließlich von mir bedient wird. Ob mich das rettet, wenn ich 2015 wieder ein „tolles Jahr“ mit Helene Fischer habe, ist allerdings fraglich.

* Der Journalist und Autor Georg Lux schreibt seit 2007 über das Leben mit seiner Tochter Lucia (geboren 2005). Die Kolumnen und Blogs sind u. a. in der WOCHE Kärnten, auf www.typischich.at und auf www.wiener-online.at erschienen.

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