Im Boot durchs Bergwerk

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19. März 2016

Nicht nur am Klopeiner See kann man neuerdings baden gehen, sondern auch in einem nahen stillgelegten Bergwerk.

Von Georg Lux (Text) und Helmuth Weichselbraun (Fotos)

Kein Platz für Angst. Die Kanufahrt durch den Stollen kostet pro Person 40 Euro. Voranmeldung empfohlen!

Für unser Buch „Kärntens geheimnisvolle Unterwelt“ haben wir schon viel Verrücktes gesehen und gemacht. Aber diese Tour im Geopark Karawanken – sie ist DIE neue Attraktion in der Region Klopeiner See/Südkärnten – setzt ganz neue Maßstäbe auf unserer nach oben hin offenen Das-sollte-ich-daheim-nicht-so-detailliert-erzählen-Skala. Wir durften mit dem Kanu den gefluteten Teil des alten Bergwerks in der slowenischen Grenzgemeinde Mezica erkunden! Herausgekommen ist diese Reportage für die Kleine Zeitung (erschienen im Mai 2014):

So sind früher auch die Bergmänner zur Arbeit gefahren . . .

In einem Bergwerk sind
stille Wasser noch tiefer

Die Touristengruppe steht wie das Kamel vorm Nadelöhr. „Da hinein?“, fragt Cordula und deutet auf den Miniaturgüterwagen aus Holz. „Ja. Da hinein“, sagt unser Guide Marko Kuzman. Er grinst und ergänzt: „Wir wollen unseren Besuchern ein möglichst authentisches Erlebnis bieten. Mit diesem Zug sind die Kumpel früher ins Bergwerk eingefahren.“

Seit 1994 wird in den insgesamt mehr als 1000 Kilometer langen Stollen in der Grenzgemeinde Mežica nicht mehr im klassischen Sinn „gearbeitet“. Der Abbau von Blei und Zink steht still, dafür blüht der Tourismus. Neben Mountainbiketouren durch die Gänge im Fels bietet man neuerdings auch Kanufahrten im gefluteten Teil des Bergwerks an. Früher wurde das Wasser abgepumpt, heute bildet es in den Stollen unterirdische Flüsse und einen See.

Platzangst hat hier noch niemand bekommen. Klar. Klaustrophobe Besucher schaffen es nicht bis zum Wasser. Sie quittieren das Abenteuer schon beim Einsteigen in die authentischen Mini-Waggons. Diesmal ist keiner dabei. Alle Mitglieder unserer sechsköpfigen Gruppe quetschen sich in die Holzkisten auf Schienen. Am Ende der zehnminütigen Rüttelstrecke begrüßt uns Marko mit zwei voneinander unabhängigen, aber gleichermaßen interessanten Informationen: „Wir sind nun schon 600 Meter unter Tag. Bitte die Stromleitung an der Stollendecke auf keinen Fall anfassen.“

Zu Fuß geht es noch einmal 80 Höhenmeter hinunter zum Wasser. 250 steile Stufen, ein ebenso rostiges wie wackliges Geländer, kurz gesagt: authentisch. Das Anziehen der in einem Seitenstollen bereitgelegten grünen Neoprenanzüge ist im Vergleich zum Abstieg eine Entspannungsübung. Acht bis zehn Grad hat das Wasser, in das wir dann steigen. „Es ist bis zu 190 Meter tief“, erklärt Marko, um uns umgehend wieder zu beruhigen: „Wir bleiben heute aber im Seichten.“ Gegen die überraschend starke Strömung schieben wir die Kanus in den ruhigeren Bereich des gefluteten Bergwerks. Dort lässt uns der Guide plötzlich frei. „Paddelt einfach los! Ich habe noch jeden wieder gefunden.“

Marko hat hier früher als Bergmann gearbeitet. Die Kanufahrten sind seine Idee gewesen, erzählt er uns. Wir fragen wenig, weil wir aus dem Schauen nicht herauskommen. Die seit dem 17. Jahrhundert in den Fels gesprengten Gänge weiten sich immer wieder zu Hallen, in denen sich das Licht unserer Stirnlampen verliert. Dann werden die Stollen wieder so niedrig, dass sie nur im Boot liegend passieren kann. „Limbo-Dance“, scherzt jemand im Dunkeln, während mein Helm an der Decke kratzt. Die kleinen Steine, die sich dabei lösen, schlagen mit einem beunruhigenden Geräusch am Plastikboden des Kanus auf.

Irgendwann hat uns Marko wieder alle eingesammelt. Es ist tatsächlich niemand verloren gegangen. Zeitgefühl und Orientierung haben wir in der Dunkelheit längst verloren, aber den Geruchssinn nicht. Was uns der ehemalige Bergmann nach dem Umziehen lachend als „Wasser“ anbietet, ist sofort als Schnaps enttarnt. Trotzdem nimmt jeder einen dezenten Schluck. Na zdravje! Für die Nerven. Weil es so authentisch war.

Unterwegs im 1994 stillgelegten Bergwerk . . .

Informationen & Kontakt:

PODZEMLJE PECE
podjetje za razvoj turistične in muzejske dejavnosti, d.o.o.
Glančnik 8, 2392 Mežica
Telefon: 00 386 (2) 87 00 180
Email: info@podzemljepece.com

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